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Hochzeitsrede: Persönlich und ohne Peinlichkeiten

Toast auf das Brautpaar sollte geübt werden und nicht zu lang sein

Intime Details aus dem früheren Liebesleben der Brautleute gehören nicht in den Toast auf das frisch gebackene Ehepaar. (Foto: Jose Carlos Ichiro/dpa)

Bremen. Eine Hochzeitsrede sollte fröhlich, emotional und persönlich sein. Und sowohl beim Brautpaar als auch bei den Gästen für Heiterkeit sorgen. Doch welche Themen sind angemessen und welche eher nicht? Und wie lang sollte die Rede optimalerweise sein?

Wer bei einer Hochzeit eine Rede halten muss, sollte nach Ansicht von Experten vor allem eines beherzigen: „In der Kürze liegt die Würze!“ sagt Sarah Kiehl, Vorsitzende des Bundes deutscher Hochzeitsplaner. „Der größte Fehler, den man machen kann, ist zu versuchen, so viel Input wie möglich einzubauen.“ Sie empfiehlt als Faustregel eine Länge von fünf bis sieben Minuten. „Optimal wären sogar nur drei.“ Und auf jeden Fall sollte man vorher zu Hause üben, die Rede möglichst freizuhalten, anstatt sie abzulesen. 

Trauzeugen-Berater Thomas Sünder rät dazu, beim Üben die Rede mit dem Smartphone aufzunehmen. So könne man sich über die Länge ganz sicher sein und hört auch, wie schnell man redet. „Denn oft sprechen unerfahrene Redner so schnell, dass sie schwer zu verstehen sind, gerade wenn sie nervös sind.“

Bloß nicht Zitat an Zitat von Goethe bis Voltaire aneinanderreihen 

Nervig und nichtssagend sei es, sich eine Rede anhand von Zitaten der vergangenen Jahrhunderte zum Thema Ehe aus dem Internet zusammenzuschreiben. Sünder: „Das ist so ziemlich das Abgegriffenste und Lahmste, was ein Hochzeitsredner herunternudeln kann“. Viel schöner und angemessener seien persönliche und emotionale Worte, die die Beziehung zu Braut und Bräutigam oder das Glück des Brautpaares widerspiegeln. 

Bei einem Vortrag vor größerem Publikum sollte man sich zudem rechtzeitig um ein Mikro kümmern und - falls man eine Slideshow plant - auch den Video-Beamer vor Ort bei entsprechenden Lichtverhältnissen testen. „Grundsätzlich sollte man im Vorfeld alles ausprobieren, was schiefgehen kann“, rät Sünder.

Angemessene Themen für eine Hochzeitsrede

Wenn der beste Freund des Bräutigams am Mikro augenzwinkernd aus der gemeinsamen Studentenzeit mit ständig wechselnden Freundinnen schwärmt, oder wenn die Trauzeugin eine 30-minütige Dia-Show ab Kindergarten-Alter ankündigt, denken wohl alle Hochzeitsgäste dasselbe: „Oh nein, bitte nicht!“ Und auch das Brautpaar dürfte bei so mancher internen Info peinlich berührt sein. Denn auch, wenn es natürlich sehr persönlich werden soll: Wie privat kann und wie intim darf man werden bei der Hochzeitsrede?

„Vieles hängt von der Festgesellschaft ab. Da muss man abwägen“, sagt Sarah Kiehl. Bei einem jungen und sehr lockeren Publikum sei es sicherlich auch in Ordnung, von der ein oder anderen Party-Eskapade zu berichten. 

Bei einer sehr gemischten Hochzeitsgesellschaft jedoch, zu der Kinder und ältere Verwandte genauso zählen wie der Abteilungsleiter oder Vertreter des konservativen Service-Clubs, sollte man seine Schilderungen eher mit Bedacht wählen. „Zu erzählen, dass sich das Brautpaar ja in einer Bar kennengelernt und dann direkt die Nacht zusammen verbracht hat, wäre eher unangemessen, wenn Oma Hilde gerade Kaffee trinkt“, sagt Kiehl. 

Lovestory begann über Dating-App? Besser weglassen

Auch, dass sich Braut und Bräutigam über eine Dating-App gefunden haben, sollte man nicht unbedingt zum Thema machen, bestätigt Thomas Sünder. Mag zwar sein, dass das Paar damit gar kein Problem hat. „Ich habe aber auch schon erlebt, dass nicht gewünscht war, dies an die große Glocke zu hängen, und es dann sehr unangenehm und peinlich wurde“, so Sünder. 

Klar sei auch: Alles, was frühere Ehen, gescheiterte Beziehungen oder auch sexuelle Abenteuer angehe, gehöre hier nicht hin. „Selbst, wenn man das im Spaß erzählen würde, nach dem Motto: ‚Er brauchte mehrere Anläufe‘ oder ‚sie fand ihn erst überhaupt nicht attraktiv‘ haben in einer solchen Rede nichts zu suchen“, sagt Sünder.

Die „No-Gos“ beziehen sich dabei nicht nur auf den früheren Beziehungsstatus oder das Liebesleben des Paares, sondern auch auf die berufliche Ebene. „Grundsätzlich gilt: Man sollte nicht auf extreme Schwächen der Personen eingehen“, rät Sarah Kiehl. „Besser, man erinnert nicht daran, dass die Braut in der Schule eine Ehrenrunde einlegen musste oder der Bräutigam sein Studium abgebrochen hat. Das möchte man als Lehrerin oder zehn Jahre später als Vorstandsvorsitzender vielleicht gar nicht mehr hören“, zählt Kiehl auf. Das gelte erst recht, wenn es sich nicht um eine kleine, sehr private Festgesellschaft handelt, sondern auch offizielle Gäste dabei sind.  

Bei Aufregung und Anspannung: Sticheleien können falsch ankommen

Sollte also eine Rede dann grundsätzlich nur Positives beinhalten? „Absolut“, meint Kiehl. Schließlich handle es sich um einen Tag der Freude, an dem man sich ausschließlich auf nette und schöne Momente konzentrieren will. Auch Sticheleien sind da schnell fehl am Platz oder könnten bei all der Aufregung falsch ankommen. 

„Bei einem schlechten Witz ist die Stimmung schnell dahin“, meint die Expertin. „Da kann das Paar sonst noch so locker drauf sein: Aber an diesem Tag ist das Anspannungslevel sehr hoch, und eine blöde Bemerkung könnte schnell sehr giftig aufgenommen werden.“

Auch jedwede Kritik an den künftigen Schwiegerkindern ist unangemessen. „Wenn der Brautvater etwas Negatives über den Bräutigam sagt, weil der gar nicht um die Hand angehalten habe, oder wenn man von der Schwiegertochter berichtet, dass sie gerne so manches Glas Sekt trinkt, mag das vielleicht witzig gemeint sein. Aber das ist nicht der Platz, um so etwas aufzuarbeiten“, sagt Sünder. 

Jede Hochzeitsrede sei immer auch eine Gratwanderung: „Sie darf nicht zu intim, anzüglich oder peinlich sein, zugleich aber auch nicht zu unpersönlich“, lautet Sünders Faustregel. 

Berührende Momente in der Fotosammlung finden 

Wie aber schafft man es, mit seinen Worten die nötige Herzenswärme herüberzubringen? „Oft hilft es, vorher durch ein altes Fotoalbum zu blättern oder die Bilder in seinem Handy durchzuschauen“, sagt Sarah Kiehl. „Da findet man sicherlich Momente, die einen mit den Freunden verbinden oder die einen berührt haben.“ 

Und auch, wer den neuen Partner oder die künftige Ehefrau bisher nicht gut kenne, könnte emotional werden, meint Sünder: „Es ist schön, wenn man ihn oder sie als Teil des Freundeskreises willkommen heißt oder dass man einfach sagt, welch gutes Gefühl man schon beim ersten Kennenlernen hatte.“ 

Wer nicht nur reden, sondern dazu auch Fotos bei einer Slideshow zeigen möchte, sollte die Motive sehr sensibel auswählen. „Ich würde mich davor hüten, Bilder vom Strandurlaub zu zeigen, wo auch Kinder zu sehen sind“, rät Thomas Sünder. Und grundsätzlich gilt: „Natürlich darf man gerne Lustiges darstellen, aber es sollten nicht nur Chaotenbilder sein. Und schon gar nicht welche, die in irgendeiner Form sexistisch sind.“

Von Katja Sponholz und Annette Meinke/dpa